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Das unglaubliche Serotonin

Erstellt von r.ehlers am Sonntag 8. April 2012

Strukturformel von Serotonin-de.wikipedia.org-

Chemische Strukturformel von Serotonin

In den USA ist die Bedeutung des Wohlfühlhormons Serotonin so bekannt, dass es dort schon Manschettenknöpfe mit seiner chenischen Formel gibt!

Unverzichtbares neues Wissen

Weil wir selbst mitten drin stecken, merken wir oft gar nicht, wie rasant sich heutzutage in fast allen Bereichen des Lebens die Summe des Wissens vermehrt. Uns ist bewusst, dass wir ein Leben lang dazu lernen müssen, um nicht ausgegrenzt zu werden. Vieles von dem neuen Wissen ist allerdings so fundamental, das wir ohne seine Berücksichtigung, d.h. ohne veraltetes Wissen zu aktualisieren, Halbwissen zu ergänzen und Falschwissen aufzugeben, ziemlich dumm dastehen.

 

Unser Bildungssystem trägt dem leider keine Rechnung. Wer beispielsweise vor vierzig Jahren als Arzt approbiert worden ist, kann dem Patienten bei Migräne auch heute noch den Dinosaurier unter den Schmerzmitteln, das schon 1887 in der Heilkunde verwendete Medikament Paracetamol, zur Einnahme anraten. Seit 1977 gilt laut WHO dieses in zu hoher Dosierung tödliche Arzneimittel gar als „unverzichtbares Heilmittel“. Bei Fortschreibung seines Wissens würde der Arzt allerdings nicht das Schmerzsymptom mit Gift bekämpfen, sondern als Ursache der Migräne einen zerebralen Mangel am Wohlfühlhormon Serotonin erkennen und dem Patienten die Wege erläutern, wie dieser Mangel zuverlässig zu beseitigen ist.

 

Lebenselixier Serotonin

Zentrales Thema meiner Bemühungen ist seit mehr als 10 Jahren eine mir und auch vielen Angehörigen der Heilberufe bis dahin kaum bekannt gewesene Substanz, die aber der älteste, vielseitigste und wirkmächtigste aller im menschlichen Körper, Geist und Gemüt natürlich wirkenden körpereigenen Stoffe ist:

das unglaubliche Serotonin.

Von der Natur her ist festgelegt, dass nur über die Nutzung dieses wahren Lebenselixiers ein Leben voller Wohlbefinden möglich ist. Gemeint ist damit nicht, dass Serotonin automatisch das volle Lebensglück in allen Situationen sichert. Aber dieses ist garantiert nicht ohne Serotonin zu erreichen. Wenn in Ihrem Kopf die serotonerge Transmission – ich erläutere das sofort – nicht reibungslos funktioniert, treten unweigerlich Schäden ein, vom einfachen Frust bis zu schweren psychischen und körperlichen Erkrankungen.

Serotonerge Transmission ist die Aktivität des Neurotransmitters Serotonin, der mit ungezählten seiner Moleküle in jeder Sekunde unseres Lebens in allen Bereichen unseres Gehirns lebenswichtige Informationen zu den hundert Milliarden Zellen des Gehirns transportiert und damit das gesamte Hirngeschehen globalisiert und harmonisiert (Huether).

Hormone sind biochemische Stoffe, die meist von körpereigenen darauf spezialisierten Zellen oder von Bakterien im Körper (Darm) produziert werden. Diese Stoffe üben entweder direkt spezifische Aktionen aus wie, z.B., die Gewebshormone im Körper, oder sie üben mit der Weitergabe spezifischer Informationen wie, z.B., die Transmitter im Zentralnervensystem (ZNS), besondere Regulationsfunktionen. Die Transmitter werden, in kleine Behälter namens Vesikel verpackt, durch Axone genannte Nervenbahnen einer Nervenzelle bis zum Ende der Nervenbahn (Dendrit) einer anderen, einer aufnehmenden, Nervenzelle transportiert. Sie reagieren dort an den Rezeptoren, die in dem sog. postsynaptischen Epithel (Gewebe) der Dendriten liegen.

Die Natur hat zwingend vorgesehen, dass die Transmitter nach getaner Arbeit von dazu bestimmten Enzymen in ihre Einzelteile zerlegt werden, die vom Körper wieder aufgenommen und anderweitig verwertet werden.

 

Serotonin-Wiederaufnahmehemmer

Wenn man das weiß, versteht man auch, was in der Medizin und der Pharmakologie die ominösen „Wiederaufnahmehemmer“ sind, z.B. die SSRI (selective serotonin reuptake inhibitors). Sie verhindern, dass Serotonin nach der Abgabe seiner Information weggeschafft wird, sondern wieder und wieder seine Information wiederholt.

Gesundheit - Medikamentencocktail mit Risiken - Ältere nehmen oft viele Pillen-focus.de-

Seit 1987 immer neue Varianten der SSRI

Diese Serotoninwiederaufnahmehemmer haben ihren Siegeszug um die ganze Welt angetreten und füllen stetig die Kassen der Pharmakonzerne. Solange nicht der Allgemeinheit und insbesondere der gesamten Fachöffentlichkeit bekannt ist, wie sich der Aufbau von Serotonin im ZNS vollzieht und wie wir selbst auf einfachste Weise den Vorgang anstoßen können, wird sich daran zur Freude der Industrie auch nichts ändern.

Die Geschichte des Serotonin

Serotonin wurde erst 1948 von M. Rapport als blutdruckregulierende Substanz im Blutserum entdeckt, woraus sich der Name ableitet. Der chemische Name ist 5-Hydroxytryptamin, woraus zu erkennen ist, dass sein Hauptbaustein die Aminosäure L-Tryptophan ist. Gründlich erforscht wurde Serotonin erst in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts. Man stellte überrascht fest, dass es umfassende Wirkungen hat, die alle anderen bekannten Hormone weit in den Schatten stellen. Bis dahin hielt man das im Schlaf aus Serotonin aufgebaute Schlafhormon Melatonin für den „Regler aller Regler“ (Pierpaolo und Regelson).

Melatonin hat in der Tat eine wichtige Funktion beim Erreichen der Schlaftiefe, es ist aber nicht das Hormon, das uns einschlafen lässt. Das ist allein Serotonin, das deshalb auch zu Recht das Wach- und Schlafkontrollhormon genannt wird. Melatonin hat als Gewebshormon außerhalb des Gehirns auch großen Wert als „Radikalenfänger“. Aber sonst sind die Wirkbereiche von Melatonin sehr begrenzt, während die von Serotonin fast unüberschaubar weit sind.

Anders als bei den anderen Hormonen gibt es auch nicht nur ein Serotonin, sondern weit mehr als ein Dutzend Subtypen, die alle ihre eigenen Rezeptoren und ihre eigenen Wirkungen haben, die oft sogar einander entgegengesetzt sind. Forscher haben, als sie diese Zusammenhänge erkannten, verwundert gefragt, wozu wir überhaupt noch andere Neurotransmitter haben, wo Serotonin doch so umfassende Aufgaben hat (Smithies). Natürlich sind im ZNS noch eine Reihe anderer Transmitter tätig, die in ihren Aufgabenbereichen ebenfalls unverzichtbar sind, beispielsweise auch das genannte Melatonin.

Seit den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts und sicher für alle absehbare Zeit steht nunmehr Serotonin im Fokus, „das Hormon der 90er Jahre.“ Dabei ist Serotonin das älteste aller bekannten Hormone. Es findet sich schon bei den Chordaten und Ammoniten. In der Entwicklung des menschlichen Embryos wird bezeichnenderweise zeitlich vor allen anderen Hormonen die Serotoninanlage geschaffen.

 

13 Billiarden Serotoninmoleküle am Tag im ZNS

Durchschnittlich verbraucht der Mensch am Tag im Körper, vorwiegend im Verdauungstrakt, in den Blutplättchen und in der Lunge, 10 mg Serotonin und, hermetisch durch die Blut-Hirn-Schranke davon getrennt, 0,1 mg im Gehirn. Wie andere Hormone auch, wird Serotonin, wenn auch nicht so umfassend wie im ZNS, auch im Körper als Transmitter eingesetzt, ganz sicher dann, wenn Informationen über Verdauungsvorgänge ans Gehirn gemeldet werden. Herstellungsort für Serotonin im Gehirn sind besondere Drüsen (Raphe-Kerne) in dessen ältestem Teil, dem Stammhirn, das direkt auf dem Rückgrat aufsitzt – nicht zu verwechseln mit dem größeren Kleinhirn, das hinten in der unteren Wölbung der knöchernen Hirnschale liegt.

Die uns mit unseren groben Sinnen gering erscheinende Menge von nur 0,1 mg an Serotonin repräsentiert eine unfassbar große Zahl von Serotonisequenzen, die vom Stammhirn ausgehend in praktisch jeder Sekunde zu ihren Rezeptoren gebracht werden. Man hat nachgemessen, dass in jeder Sekunde 3 – 5mal die Vesikel am Ende der Axone aufplatzen und die Transmitter durch den schmalen Synaptischen Spalt hindurch auf die Rezeptoren abschießen.
Das Serotoninmolekül baut sich um zwei Kohlenstoffringe herum auf. Mit der Summenformel von 10 C (Kohlenstoff),13 H (Wasserstoff), 2 N (Stickstoff) und 2 O (Sauerstoff) hat es eine Molmasse von 177.23. Angesichts der für unsere Sinne verschwindenden Kleinheit einer einzelnen Serotoninsequenz ist klar, dass wir auch kein Empfinden dafür haben, dass erst ganz genau gerechnet 13,0694682 Billiarden Serotoninmoleküle 0,1 mg wiegen. Da sind ja sogar die Zahlen über das heutige Ausmaß der Staatsverschuldung in den westlichen Ländern nach der großmütigen Bankenrettung durch die Steuerzahler verschwindend klein. Bei solchen Zahlen gewinnt man wenigstens eine grobe Vorstellung davon, wie es möglich ist, dass solch ein Stoff stetig durch alle Teile unseres Gehirns brausen und mit seinen Informationen unsere ganze Gefühlswelt begleiten und regulieren kann. Uns wird angesichts solcher Zahlen aber auch klar, dass unsere Existenz in ihrem Kern von solchen molekularen Leichtgewichten abhängt, nicht von grober Nahrung auf voll beladenen Tellern. Erst und nur dann, wenn die Inhaltsstoffe unserer Nahrung erfolgreich verstoffwechselt sind und wenn sie im Körper dort angekommen sind, wo sie gebraucht werden, erfüllt unsere Nahrung über die in ihr enthaltenen Mikropartikel ihren wahren Zweck.

 

Gewaltige Aufgabenfülle

Die Aufgaben des zentralnervös agierenden Transmitters Serotonin sind kurz zusammengefasst folgende:

  • die Herstellung allgemeinen Wohlbefindens,
  • die sinnliche Wahrnehmung,
  • die Kontrolle von Stress,
  • Nahrungsaufnahme,
  • Wachen und Schlafen,
  • Belastbarkeit,
  • Müdigkeit,
  • Erregung,
  • Aggression,
  • Schmerz,
  • Angst,
  • Zwang,
  • Körpertemperatur,
  • Impulsivität,
  • Sexualität,
  • Sucht und
  • Suizidalität,
  • schließlich noch die Modulation aller anderen Transmitter im gesamten Gehirngeschehen.

Moduliert wird u.a. der Einsatz der weiteren Glückshormone Dopamin, Phenylotylamin und Oxyticin sowie die Endorphine, körpereigene Opioidpeptide, also drogenähnliche Eiweiße, die in extremen Situationen kurzfristig Schmerz und Hunger abschalten und uns regelrecht beflügeln können.Die besondere Funktion von Serotonin als Modulator für den Einsatz anderer Hormone ist nicht hoch genug einzuschätzen.

In der Tat ist es so, dass die anderen Transmitter des Gehirns in ihrer Ausschüttung sämtlich auf Serotonin bezogen sind, dass sie untereinander aber solche Wechselbezüglichkeiten kaum kennen (Smithies).

Meines Erachtens ist es richtig, auch und gerade Serotonin ein Glückshormon zu nennen, auch wenn es meist voll zutreffend als Wohlfühlhormon bezeichnet wird. Das gilt umso mehr als es in einer engen dualen Beziehung zu dem lange Zeit weit besser erforschten Glückshormon Dopamin steht (Lombard und Renna). Dopamin ist ein Botenstoff, der im ZNS zuständig ist für die großen Gefühle, die aber nicht fortlaufend, sondern immer wieder mal durch die Begleitung dieses Hormons erlebbar sind. Der ganz sicher viel fundamentalere Botenstoff in unserem Gehirn aber ist Serotonin, weil nur dies mit seiner relativ langen Haltbarkeit für eine dauerhaft gute Grundstimmung im Leben sorgt.

Serotonin gibt uns nicht nur hier und da das Glück im Leben. Es lässt uns täglich in glücklicher Grundstimmung sein, so dass man wirklich sagen kann: Serotonin gibt uns das Gefühl, dass es ein Glück ist zu leben. Glücklicherweise beträgt die Halbwertzeit von Serotonin im ZNS 21 Stunden. Nach meinen Beobachtungen treten signifikante Verschlechterungen des Wohlbefindens in den meisten Fällen erst am dritten Tage auf, wenn bis dahin nichts getan wird, um das zentralnervöse Depot an Serotonin aufzufüllen. Als Depot dienen sicherlich die Nervenzellen im ZNS wie auch die interzellulären Räume.

 

Endlose Mangelfolgeschäden

Dass uns der Botenstoff Serotonin oft fehlt, ist beileibe keine Bangemache. Sein Fehlen ist nach allgemeiner Meinung in der Endokrinologie, der Hormonlehre, aber auch der Psychiatrie und Neurologie ein wichtiger Grund für das Entstehen vieler psychischer und neurologischer Störungen und Erkrankungen. Dazu gehören Depressionen, ihrerseits gesteigert bis zum Burnout, Migräne, der Dauerkopfschmerz CDH (chronical daily headache), das hartnäckige im Körper wechselnde Schmerzphänomen Fibromyalgie, das immer mehr zunehmende allgemeine Erschöpfungssyndrom (CFS, chronic fatigue syndrome), unkontrollierbare Bewegungen der Beine (restless leg syndrome), Ängste (Phobien), Zwänge und mehr. Weil Serotonin auch als einziger Steuerstoff die sich zur sog. Stresskaskade aufschaukelnden Wirkungen der Stresshormone Cortisol, Adrenalin und Noradrenalin beseitigen kann und weil unbewältigter Stress als „Killer Nr. 1“ unserer Zeit die Hauptursache für die Entstehung der überhandgenommenen Herz- und Kreislauferkrankungen bis hin zu Herzinfarkt und Hirnschlag ist, steht Serotonin auch im Fokus der Inneren und der Allgemeinen Medizin.

 

Das Geschäft mit der Serotoninknappheit

Wie sehr in unserer Zeit zentralnervös Serotonin fehlt, lässt sich am besten ablesen an der tagtäglich millionenfachen Verschreibung der arzneilichen Serotonin-Wiederaufnahmehemmer, deren Funktion oben bereits erläutert wurde. Diese Psychopharmaka werden inzwischen nicht mehr wie ursprünglich nur von Neurologen und Psychiatern verschrieben, sondern auch von Allgemeinärzten.

Diese medikamentösen Eingriffe sind übrigens heikel. Schon das berühmte Medizinische Wörterbuch Pschyrembel „Klinische Medizin“ weist unter dem Stichwort „Serotoninsyndrom“ darauf hin, dass diese arzneilichen Eingriffe zur Überreizung der Rezeptoren und damit auch zum Tod führen können. Die nachteiligen weiteren Nebenwirkungen dieser Medikamente sind ohnehin Legion. Sicher gibt es heute keinen Menschen mehr in der westlichen Welt, der nicht jemanden kennt, dem solche Psychopharmaka verschrieben worden sind. Schon die Länge der Waschzettel spricht Bände. Ärzte klagen im Zusammenhang mit ihrer Verschreibung sehr über die fehlende „compliance“ der Patienten, die die Medikamente einfach absetzen wenn ihnen alle Schleimhäute des Körpers austrocknen.

Wie aber kann man überhaupt hoffen, mit Medikamenten einen gesundheitlichen Normalzustand herzustellen, wenn eine Störung „nur“ auf dem Fehlen einer lebensnotwendigen Substanz beruht!? Wir haben heute die Situation, dass es zwar international gewaltige Forschungsanstrengungen wegen der bekannten zentralnervösen Knappheit von Serotonin gibt. Man weiß ja auch seit vielen Jahren, dass es eine ganz besondere Barriere für den zentralnervösen Aufbau von Serotonin gibt. Dies ist die Schwierigkeit, den Hauptbaustein von Serotonin, die essenzielle Aminosäure L-Tryptophan, überhaupt durch die Blut-Hirn-Schranke zu bringen. Alle Bemühungen der Pharmaindustrie konzentrieren sich allein auf die Entwicklung von Arzneimitteln, die im Falle von Störungen die serotonerge Reaktion verbessern können. Nach den Wegen zur Förderung des ganz natürlichen körpereigenen zentralnervösen Aufbaus von Serotonin wird aber – nach meiner Überzeugung durchaus bewusst – nicht geforscht. Wie könnte es auch anders sein, wo man nach dem von mir entdeckten Aminas-Prinzip schon mit einfachen Ratschlägen zum nüchternen Verzehr nativer Kost helfen, sich aber keine goldene Nase verdienen kann!